zurück zur Gesamtauswahl

 

Ausflug der Übersetzter

am 10. Juni 2015 nach Laupheim

   

 


Sehr geehrte Gäste aus Heidelberg und München, sehr geehrter Herr Bürgermeister Kapellen,
liebe Familie Steiner, liebe Freunde und Mitglieder der GGG,
es freut mich sehr, dass ich Sie heute hier in Laupheim bei bestem Wetter und am schönsten Platz der Stadt begrüssen darf. Ich hoffe, sie hatten alle eine angenehme Anreise.
Die Gesellschaft für Geschichte und Gedenken hat Sie heute hier Eingeladen um Danke zu sagen, Danke für die bereits professionell übersetzten englischen Texte aus dem Gedenkbuch. Und wir haben Sie eingeladen, damit Sie weiter Energie schöpfen und noch weitere Texte übersetzten können.
Es ist sicher auch für Sie schön zu sehen, dass ihre Texte so weltweit Beachtung finden.
Herr Michael Steiner, er ist der Enkel des letzten Gemeindevorstehers der jüdischen Gemeinde. Er und seine Familie kommen aus Israel und sind gerade in der Schweiz zu Besuch. Sie sind auch hier her gekommen, um ihnen für Ihre Arbeit auch Dank zu sagen.
Seit Herbst letzten Jahres läuft unser Projekt das Gedenkbuch der ausgelöschten jüdischen Gemeinde ins Englische zu übersetzen. Etwa 30 % der Texte sind fertig, darunter sind einige anspruchsvolle und längere gewesen. Weitere 25 % sind gerade in Bearbeitung. Es läuft also sehr gut.
Wir wollten Ihnen hier in Laupheim die Geschichte derer mit denen sie sich gerade so intensiv auseinander setzten live zeigen.
Die Internetseite mit dem Gedenkbuch hat bereits erste Erfolge zu verzeichnen. Das Ziel Nachkommen von laupheimer Juden, die in aller Welt verstreut sind, zu helfen die Geschichte ihrer Familie zu finden ist bereits gelungen.
Frau Liliana Löwenstein aus Argentinien hat auf diesem Weg zu uns und zur Geschichte ihrer Familie gefunden. Sie hat Grußworte verfasst, welche Frau Lincke im Anschluss vortragen wird.
Danke sagen möchten wir auch bei unseren Lektoren: Janett Weiss und Ben Schwalb, sowie Markus Ganser der mir immer wieder hilft und auch mit ganzem Herzen in dem Projekt ist.
Wir sind hier im Rosengarten und ein weiterer Student der Uni Heidelberg ist hier, sie kennen ihn nicht, denn er war bereits vor 160 Jahren an Ihrer Universität, ganz hinten schaut er uns zu...
Es ist der Geheime Kommerzienrath Dr. Kilian von Steiner. Er war Student an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Kilian Steiner hat großes geleistet, im Museum werden Sie erfahren und beim Mittagessen erzähle ich noch was über ihn.
Ein Hinweis noch zum Programmablauf.
Sie können Sie nun hier erstmal mit dem jüdischen Sabbatbrot, dem Berches mit leckerer Marmelade und Getränken stärken. Greifen Sie zu! Der Berches ist eine Spende der Bäckerei Mast aus Untersulmetingen. 
An dieser Stelle möchte ich auch unseren Vereinsmitgliedern Danken, die sich heute Zeit genommen haben um bei diesem Fest zu helfen. 
Wir werden dann vier Gruppen einteilen. Zwei Gruppen werden mit den Begleitern Frau Brigitte Schmidt und Herrn Christoph Schmid zum jüdischen Friedhof begeben, dort erhalten Sie eine Führung und Sie können das Haus am Friedhof besuchen.
Die anderen zwei Gruppen werden von Herrn Rolf Emmerich und Herrn Andreas Hendrich durch das Museum, hier im Schloss geführt.
Nach den Führungen treffen wir uns wieder hier im Rosengarten. Gegrillte Würste mit Gebäck und Getränken stehen dann bereit, es sind ALLES Spenden unserer Laupheimer Bäcker und Metzger! Ein besonderer Dank hierfür!
Der Kaffee und Kuchen im Anschluss kommt von der GGG.
Nach dem Mittagessen werden die Gruppen getauscht und sie können die anderen Führungen besuchen.
Gegen ca. 16:30 Uhr werden wir uns zu einem Spaziergang Richtung Planetarium aufmachen, es dauert ca. 20 Minuten. Im Planetarium können Sie das aktuelle Programm sehen „Expedition Sonnensystem“. Der neue digitaler Zeiss Projektor Velvet zeigt was er drauf hat.
Im Anschluss daran müssen wir uns dann leider wieder verabschieden.  
Ich möchte aber nun aber gleich das Wort an unseren Bürgermeister Herr Rainer Kapellen übergeben....

 

 

 

Grußwort von Frau Liliana Löwenstein:
Sehr geehrte Studierende der Übersetzer-Studiengänge sowie Lektoren der Universitäten München und Heidelberg,
sehr geehrte Frau Lincke, lieber Herr Schick und Mitglieder der Gesellschaft für Geschichte und Gedenken,
 
mit großer Ehre und Freude komme ich dem Wunsch von Herrn Schick nach, ein Grußwort an Sie zu richten.
Zum ersten Mal in meinen 54 Jahen nahm ich vor einem Monat mit der Stadt Laupheim, d. h. mit der Gesellschaft für Geschichte und Gedenken, Kontakt auf.
Meine Großmutter väterlicherseits, Berta Guggenheimer, wurde am 28.04.1886 in Laupheim geboren. 1912 heiratete sie meinen Großvater, Heinrich Löwenstein (aus Rexingen), und zog mit ihm nach Konstanz. Am Bodensee kamen 1914 und 1916 zwei Söhne zur Welt, die sie 1936 für ein freies Leben und eine bessere Zukunkft nach Argentinien schickten. Erst 1940 konnten meine Großeltern mit großen Bemühungen ihres Sohnes Kurt in Argentinien den letzten Wohnsitz in Konstanz - ein sogenanntes Judenhaus - verlassen und somit der Deportation und Vernichtung entkommen und ihr Leben retten.
Die im kommenden Juli in Konstanz beginnende Ausstellung „Das jüdische Konstanz – Blütezeit und Vernichtung“ war für mich ein Auslöser. Im Oktober letzten Jahres erhielt ich einen Brief des Direktors der Städtischen Museen in Konstanz mit der Bitte, Fotos, Dokumente, Erinnerungsstücke, Bücher usw., die von den Vorfahren aus Konstanz in die neue Heimat mitgebracht wurden, leihweise zur Verfügung zu stellen. Mit Freude, trotz der damaligen traurigen Umstände, konnte ich Einiges für die Verwendung als Exponate für die Ausstellung nach Konstanz schicken. Die Vorbereitung zahlreicher Dokumente und Bilder sowie Gegenstände wurde zu einer Gelegenheit, nach meinen Laupheimer Wurzeln zu suchen.
Als meine Großmutter Berta verstarb, war ich 4 Jahre alt und 8 als mein Vater starb. Mein Großvater verstarb schon vor meiner Geburt. Der Bruder meines Vaters starb im Alter von 22 Jahren kurz nach seiner Ankunft in Argentinien. Ich wußte eigentlich nur, was mir meine Mutter von der Familie meines Vaters hat erzählen können.
Ich muss gestehen, dass ich als Jugendliche sowie später als Erwachsene öfters diese aufbewahrten Dokumente und Gegenstände in meinen Händen hatte; zwar habe ich sie angeguckt, aber eigentlich habe ich nicht wirklich gesehen, worüber sie berichteten.
Die Vorbereitung meines Beitrages für die Ausstellung in Konstanz wurde zum Anlass, mich diesmal viel tiefgreifender mit der Geschichte meiner Familie väterlicherseits auseinanderzusetzen und bin dank dem Internet und des Buches von Frau Dr. Köhlerschmidt und Herrn Neidlinger sowie der Webseite der Gesellschaft für Geschichte und Gedenken in Laupheim in der Kenntnis über meine Laupheimer Wurzeln um Einiges reicher geworden.
So bekamen für mich Namen zum ersten Mal Gesichter. In einem aus Deutschland von meiner Großmutter mitgebrachten Gebetbuch von ca. 1853, trug sie die Namen ihrer Eltern und Geschwistern mit dem jeweiligen Sterbedatum und Ort ein. Nun weiß ich, wie die umgebrachten Brüder Karl und Leopold aussahen. Nun weiß ich, wie meine Oma im Schulalter aussah, ebenso ihr Bruder Heinrich. Nun weiß ich, dass sie und alle ihre Geschwister in Laupheim die Jüdische Volksschule besuchten. Nun weiß ich, dass meine Großmutter im März 1940 wissend, dass sie ihre Mutter niemehr sehen würde, sie in Deutschland zurück gelassen hat. Nun weiß ich, dass meine Uroma die letzten 16 Monate ihres Lebens zusammen mit ihrem geistig behinderten Sohn Karl im jüdischen Altersheim als Zwangswohnsitz und Vorstufe der Deportation für Karl verbracht hat. Nun weiß ich, dass mein Großonkel Karl als jüdischer Pflegling der Pflegeanstalt Heggbach bis zu seiner Deportation nach Riga und Hinrichtung zugewiesen war. Nun weiß ich, dass auf dem jüdischen Friedhof in Laupheim nicht nur meine Urgroßeltern begraben sind, sondern auch der Vater meines Urgroßvaters und seine zweite Ehefrau.
Am 29.04.2015 startete ich meinen ersten Versuch, mit Frau Dr. Köhlerschmidt über die Schule, an der sie in München tätig ist, Kontakt aufzunehmen. Ebenso am 3.05.2015 schrieb ich meine erste Nachricht an die Gesellschaft für Geschichte und Gedenken in Laupheim und erhielt sofort Antwort von Herrn Schick. Dank ihm erreichte meine Nachricht auch Frau Dr. Köhlerschmidt. Und am 4.05.2015 erreichte mich mit großer Freude eine Antwort von Frau Dr. Köhlerschmidt.
Im Oktober d.J. werde ich zum ersten Mal in Laupheim sein, auf dem jüdischen Friedhof das Grab meiner Urgroßeltern und meines Ururgroßvaters sowie das Haus in der Radstraße 23, in dem meine Großmutter, ihre Geschwister und Eltern gewohnt haben, besuchen. Das hätte ich mir nie träumen lassen und bin sehr glücklich, dank Ihrer werten Arbeit und Hilfe diesen Weg zurück zu meinen Vorfahren gefunden zu haben! Auch möchte ich meinen herzlichsten Dank den Laupheimer Schülern aussprechen, die freiwillig den Friedhof pflegen, sowie der Gesellschaft für Geschichte und Gedenken für den Erhalt der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Laupheim.
Noch ein abschließendes Wort an die Übersetzer: die deutsche Sprache wurde in meinem Elternhaus beibehalten. Auch dank dem Besuch einer deutschen Schule in Buenos Aires konnte ich schließlich den Übersetzerberuf ergreifen. Ich bin Diplom-Übersetzerin in deutscher und spanischer Sprache geworden. Doch in vielen Familien in der Diaspora ist die deutsche Sprache nicht erhalten geblieben, und somit wird mit Ihrer wertvollen Leistung, das Gedenkbuch in die englische Sprache zu übersetzen, bestimmt vielen Nachkommen der Weg zu ihren Wurzeln zugänglich gemacht werden.
Liliana Löwenstein
Buenos Aires/Argentinien, 6. Juni 2015

 

 

 
  

Das Wetter hält und es schmeckt allen.
 
   


Die Versorgung mit leckeren Würsten und frischen Gebäck wurde von den Laupheimern Bäckern und Metzgern gesponsert.
 


Vorführung im Planetarium Laupheim
 
   

Wir Danken unseren Sponsoren für die Versorgung

von bestem Gebäck, leckeren Würsten und kühlen Getränken:

 

Bäckerei Robert Baumgärtner - Laupheim

Bäckerei Mast - Untersulmetingen

Bäckerei Mäschle - Laupheim

Bäckerei Mangold - Laupheim

Metzgerei Angele - Walphertshofen

Metzgerei Bucher - Laupheim

Metzgerei Bolkhard - Laupheim

Kronen-Brauerei-Laupheim

Metzgerei Graf - Laupheim

Metzgerei Sax - Schwendi

 

Wir Danken der Kolpingsfamilie Laupheim,

Frau Steinle und Frau Säher

für die Bereitstellung der Räume, falls es die

Wetterlage erforderlich gemacht hätte.

 

Wir Danken dem Planetraium Laupheim und Herrn Kiesle

für die gesponserte Vorführung mit dem Programm:

"Expedition Sonnensystem"

 

Gruppenmeinung zur Übersetzung des Gedenkbuchs

Es gibt mehrere Gründe, warum wir uns für diesen Kurs entschieden haben. Zuerst einmal unterschied sich der Inhalt stark von den übrigen Kursen. Während andere Übersetzungskurse lediglich theoretische Aspekte des Übersetzens behandeln, standen wir hier vor einer eher praktischen Herausforderung. Wir hatten nicht nur einen Übersetzungsauftrag der Gesellschaft für Geschichte und Gedenken e. V., Laupheim erhalten, sodass unsere Übersetzungen in einem Buch abgedruckt würden. Vielmehr standen wir vor der Aufgabe, Biographien zu übersetzen, die in erster Linie an die Kinder und Enkel der Betroffenen gerichtet waren. Unsere Übersetzungen waren für bestimmte Personen tatsächlich von Bedeutung. Die Nachfahren jener Juden waren hauptsächlich nach Amerika ausgewandert, was zur Folge hat, dass sie der deutschen Sprache nicht mehr mächtig sind. Mit dem Anspruch, den deutschen Ausgangstext für die Nachfahren so akkurat, detailliert und wortgetreu wie möglich zu übersetzen, haben wir uns in unseren Gruppen zusammengesetzt und versucht, das Leben der in dem Gedenkbuch aufgeführten Personen ins Englische zu übersetzen.

Einer der Höhepunkte des Kurses war sicherlich unser Besuch in Laupheim. Nach einem wahrlich herzlichen Empfang durch Herrn Schick von der Gesellschaft für Geschichte und Gedenken e.V., Laupheim und einigen Worten von Seiten des Bürgermeisters begaben wir uns auf Entdeckungstour durch Laupheim. Wir begannen mit dem Lämmle-Kino und einem Film über die Gründung der Universal Studios. Die Führung durch das Schloss und Museum war für uns äußerst aufschlussreich, da wir dadurch tiefere Einblicke in die Geschichte und das Leben der Juden in Laupheim gewinnen konnten. So erhielten wir zum Beispiel wichtige Informationen, die uns bei der Übersetzung sehr nützlich waren und die wir gleich in unseren Text einarbeiten konnten. Auch der jüdische Friedhof, auf dem wir die Gräber derjenigen Personen fanden, deren Biographien wir übersetzt haben, war ein beeindruckendes Erlebnis.

Alles in allem war das Übersetzen dieser Biographien eine bereichernde Erfahrung, vor allem aufgrund der effizienten und harmonischen Zusammenarbeit innerhalb unserer Gruppe.

Quelle: http://www.uni-heidelberg.de/md/sued/seminar/abteilungen/englisch/laupheim_2.pdf

 

 

 

 

zurück zur Gesamtauswahl