Die jüdische Gemeinde Laupheim und ihre Zerstörung
Gedenkbuch Seiten 470 - 472
König-Wilhelm-Straße 27
DR . ANTJE
KÖHLERSCHMIDT
Max Schwed, geb. 13.8.1874 in Kissingen, gest. 9.10.1933 in Ulm, OO Betti, geb. Ullmann, geb. 17.1.1879 in Nürnberg, Wegzug am 31.10.1935 nach Ulm.
	Nur 
	dürftige,
	aber doch
	sichtbare Spuren waren
	zu dem
	Ehepaar Schwed
	aufzufinden. Beide stammten
	nicht aus
	Laupheim
	und gehören
	zu den wenigen in
	dem Gedenkbuch, die nicht
	Bestandteil eines 
	verwandtschaftlichen Geflechts
	der Laupheimer
	Juden waren.
	Max 
	Schwed
	war wohl
	aus 
	beruflichen
	Gründen im
	August
	1903 nach 
	Laupheim
	gekommen,
	denn er fand hier
	eine 
	dauerhafte
	Anstellung als Prokurist
	bei der
	Firma
	S.
	H.
	Steiner,
	die bekanntlich
	im Hopfenhandel
	tätig war.
	Zu diesem
	Zeitpunkt
	war er 
	bereits
	mit 
	Betti,
	geb. Ullmann,
	verwitwete Ichelheimer,
	verheiratet, denn
	sie zog
	ebenfalls
	mit ihm nach
	Laupheim.
	Das 
	Wohnhaus
	des Ehepaares
	Betti
	und Max 
	Schwed
	steht bis
	zum 
	heutigen
	Tag als
	stattliches und
	sehr 
	repräsentatives 
	Wohngebäude in der
	König-Wilhelm-Straße
	27.
	
Noch als
	Vierzigjähriger
	wollte er seinem
	Vaterland
	dienen. Er
	rückte am
	25. August
	1914 in
	das 
	Landsturm-Infanteriebataillon
	XIII/15 in
	Ehingen
	ein, wurde in 
	Frankreich
	stationiert und
	machte eine
	beachtliche Karriere
	bis zum
	Vizefeldwebel.
	Während seines
	Einsatzes wurde
	er zum
	Bataillonsstab
	kommandiert, übernahm
	Aufgaben zur Verpflegung
	der 
	Soldaten
	und wurde
	als Dolmetscher mit der 
	französischen
	Zivilbevölkerung 
	eingesetzt. Er bekam
	die Silberne
	Verdienstmedaille.
	Nach 
	seiner
	Entlassung nahm
	er die
	Arbeit
	als 
	Prokurist
	der Firma 
	S. 
	H.
	Steiner
	wieder auf.
	Betti
	und Max 
	Schwed
	blieben kinderlos.
	Im Juli 1928
	wurde
	dem
	Ehepaar 
	große 
	Aufmerksamkeit
	zuteil, weil Max Schwed
	sein
	25jähriges Dienstjubiläum als Prokurist
	der Hopfenfirma
	beging,
	das von
	der
	Firma 
	im Bahnhofhotel Laupheim
	gefeiert wurde. Der „Laupheimer
	Verkündiger“
	würdigte
	in einem
	ausführlichen
	Bericht
	den Jubilar.
	Die im
	Artikel erwähnte
	humorvolle
	Rede
	fand der Sohn des
	Verfassers,
	Dr.
	Itzak 
	Heinrich
	Steiner, im
	Familienarchiv in Sankt Gallen
	in der
	Schweiz.
	Ein Auszug
	aus 
	der langen, 58 Verse
	umfassenden 
	Festrede, die
	im Paarreim vom
	Helmut Steiner
	verfasst

	
	(„Laupheimer
	Verkündiger“
	
	
	vom 20.
	Juli 1928)
„. . . Da ist’s der liebe Jubilar, Der nunmehr 25 Jahr Gearbeitet in unserm Haus.
Drum rechn' ich jetzt aus viel Applaus, Wenn ich ihm herzlich gratuliere.
Glück auf! Mit Hopfen und mit Bier! Blicke ich jetzt im Kreis umher,
So fällt es mir wirklich nicht schwer, Zu finden in der Diözese
Zu allererst Madame Chefeuse. Leider war sie so lange krank,
Doch jetzt ist sie, Gott sei Dank, Recht gut wiederhergestellt,
So wie sie uns halt gefällt . . .
Nun fragt ich mich: Wo fang ich an? Er ist wirklich so gescheit,
Er denkt an alles weit und breit,
Vergisst niemals was zu monieren, Was wir vergessen zu diskutieren.
Er weiß genau zu jeder Stunde,
Ob ja ob nein bezahlt ein Kunde, Ob sie prolangierte,
Was Konkurrenz im Schilde führte. Doch hört die Mär',
die wundersame! Was falsch er schreibt, das ist mein Name!
Drum sag' ich's dir jetzt noch ganz schnell,
Schreib mich ohne „h“ mit einem „l“.
Doch find ich, nun ist's lang genug,
Drum Grüße ich jetzt zu meinem Schluss Hoch leb der Schwed, hoch soll er leben!
Hoch lebe seine Frau daneben!.“

	
	Dem so
	gefeierten
	Jubilar verblieben
	noch fünf 
	Lebensjahre, bevor
	er am
	9. Oktober 1933 in
	Ulm starb,
	wo er
	eingeäschert
	wurde und seine
	Urne in
	der Grabstätte
	N 26/7
	auf dem
	jüdischen
	Friedhof
	Laupheim
	beigesetzt wurde.
	Zwei
	Jahre nach
	dem 
	Tod
	des
	Gatten verließ Betti
	Schwed am
	31. Oktober
	1935 
	Laupheim,
	um nach
	Nürnberg zu 
	ziehen, was ihr
	Geburtsort war
	und wo vermutlich
	noch Verwandte von
	ihr 
	lebten.
	Ihr gelang
	die Emigration
	in die
	USA.
	Quellen:
	
	Familienarchiv Steiner,
	
	
	St. Gallen,
	Schweiz. Foto-Archiv:
	Ernst Schäll.
	
	Hüttenmeister, 
	
	Nathanja: Der
	Jüdische 
	Friedhof.
	Laupheim
	1998. 
	S. 509.
	
	Laupheimer
	Verkündiger 
	
	vom 30.
	7. 1928.
	
	Weil,
	Jonas: 
	Verzeichnis
	von 
	Kriegsteilnehmern
	der israelitischen Gemeinde
	Laupheim.
	1919.

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